die Anfänge 1920 bis 1924
Die Initiative zur Gründung unseres Vereins ging aus von der Lindenthaler Spar- und Baugenossenschaft. Am 1. Oktober 1920 schlossen sich 21 Gartenbesitzer und Pächter unter dem Vorsitz des Herrn Eck zu einem Gartenbauverein zusammen, der vorerst der Baugenossenschaft angegliedert blieb. Ein Jahr später zählte der Verein 80 Mitglieder, und die Nachfrage nach weiteren Gärten war groß. Die Areale der Baugenossenschaft reichten bald nicht mehr aus, so dass weiteres Gartenland von der Stadtverwaltung erbeten werden musste. Dazu war es aber notwendig, dem „Verband der Gartenbauvereine zu Köln“ beizutreten.
Der Verein erhielt von der Stadt 20 Feldgärten neben der nach dem Ersten Weltkrieg gesprengten Befestigungsanlage an der Gleueler Straße. Trotz dieser Erweiterung kam es bald zu Zwistigkeiten und Zerwürfnissen zwischen den Kleingärtnern und der Baugenossenschaft, waren doch die Mitglieder des Gartenbauvereins der Ansicht, ihre Belange seien nicht genügend von der Genossenschaft gewahrt worden. So wurde am 5. März 1924 eine Generalversammlung einberufen, in der sich der Gartenbauverein von der Lindenthaler Spar- und Baugenossenschaft trennte. Die Eintragung in das Vereinsregister beim Kölner Amtsgericht erfolgte am 31. März 1924 unter der Nummer 838.
In den ersten Jahren seines Bestehens besaß der Verein kein geschlossenes Gartenbaugelände. Über ganz Lindenthal und z.T. auch in Sülz waren die Gärten verstreut. Vielleicht ist in dieser Zusammenhanglosigkeit auch der Umstand begründet, daß der Verein keine eigenen Satzungen und Pachtverträge angefertigt hat, sondern solche einfach von den Nachbarvereinen übernahm. So galten zunächst die Statuten der „Gartenbau-Abteilung des Katholischen Arbeitervereins in Köln-Sülz-Klettenberg 1916 e.V.“ und kurzfristig auch die der „Wirtschaftlichen Vereinigung ehemaliger Kriegsteilnehmer, Kriegsbeschädigter und Hinterbliebenen e.V. Köln-Sülz“. Dessen ungeachtet führte der Gartenbauverein Köln-Lindenthal ein erfolgreiches Eigenleben: Als erster unter den Gartenbauvereinen trat unser Verein im Herbst 1924 mit einer Ausstellung seiner Erzeugnisse an die Öffentlichkeit. Auf der „Rheinischen Grünen Messe“, die 1925 stattfand, wurden ihm für seine besonders guten Leistungen zwei Preise, darunter die „Silberne Denkmünze des Provinzialverbandes“ zuerkannt.
Die Mitgliederzahl stieg 1922 auf 310, 1923 durch die Zuteilung von Gartenflächen an der Kerpener Straße auf 624. Ein Jahr später aber, 1924, wurden große Gartenflächen von der städtischen Bebauung erfasst, so dass die Mitgliederzahl wieder auf 375 zurückging.
Neugestaltung 1927/28
Die intensive Öffentlichkeitsarbeit und die rapid angestiegene Mitgliederzahl zogen die Aufmerksamkeit der Stadt Köln auf unseren Verein und führten letztlich dazu, dass er schon 1928 die erste Daueranlage in Deckstein erhielt, die wegen ihrer reizvollen Lage am alten Rheinarm und eingeschlossen von den weiten Grünanlagen zwischen der Berrenrather Straße und dem Stadtwald die schönste Kleingartenkolonie Kölns war. Diese „Begünstigung“ ist nicht zuletzt einem der bedeutendsten Lindenthaler Bürger zu verdanken, nämlich Konrad Adenauer. Als Oberbürgermeister der Stadt Köln (von 1917 bis 1933) entwarf er zu Anfang der 20er Jahre einen Plan für die Erstellung eines Kölner Grünsystems. Zum einen plante er einen Inneren Grüngürtel, durch den das innere Rayongelände der Bevölkerung als Erholungs- und Freizeitgebiet zugeführt werden sollte, zum anderen galten seine Gedanken einem die Stadt im weiten Bogen umschließenden grünen Streifen, der sowohl die 185 vorhandenen Festungswerke in sich einbezieht, als auch die Stadt zu ihrem Umland hin abschließt. In dem Bremer Fritz Schumacher, einem international sehr bedeutenden Architekten und Städtebauer, fand Adenauer den Mann, der seine Ideen in die Wirklichkeit umzuwandeln vermochte. Nach der Konzeption der „Green-belt-Idee“ von R. Unwin wurde von 1920 an der Äußere Grüngürtel – zunächst im südlichen linksrheinischen Abschnitt von Rodenkirchen bis Müngersdorf – realisiert.
1927 begannen die Arbeiten am Kleingartengelände nach einem zweiten Entwurf von Theodor Nußbaum.
Die Gartenanlage wurde 1928 dem Lindenthaler Kleingärtner-Verein teilbepflanzt und voll eingezäunt übergeben. Die einen Meter hohe Einzäunung bestand aus Rundhölzern mit Maschendraht und gleichhohen Holztörchen. Bepflanzt war jeder Garten mit einem Sauerkirschbaum, fünf Johannisbeer- und fünf Stachelbeersträuchern. Eine Anpflanzung von Süßkirschbäumen war untersagt. Die von den Pächtern zu erstellenden Gartenhäuschen mussten gemäß einer Anordnung der Stadt Köln so erbaut werden, daß diese von jeweils vier Gärten ein Karree bildeten. Die neuangelegte Kleingartenanlage war noch weitgehend frei von höheren Bäumen, so dass alle Feldfrüchte durch freien Sonneneinfall gut gedeihen konnten und somit für eine Familie die Gewähr bestand, den Bedarf an Gartenerzeugnissen aus dem eigenen Garten selbst zu decken.
Kriegsjahre
Die Narben des Krieges waren über viele Jahre hinweg zu sehen und manche Folgeerscheinung blieb lange erhalten. Besonders die an- und ausgebauten Lauben, die Ausgebombten oft als Wohnstätte dienten, hielten sich, bis endlich ein Abbruch bestimmt wurde. Eine mittlerweile verstorbene Frau lebte nahezu 35 Jahre in unserer Kleingartenkolonie.
Quellenhinweis:
Konrad Adenauer, Volker Gröbe:
„Lindenthal- Die Entwicklung eines Kölner Vorortes“;
JP. Bachem Verlag Köln 2004, S 119 f.
Nachkriegszeit
Im großen und ganzen bestand unser Vereinsgelände nach 1957 aus zwei Arealen. nämlich dem großen, für Köln damals noch vorbildlichen Dauergartenterrain am Sülzer Aquarienweg und dem kleineren Dreieck an der Gleueler Straße, dort, wo sich heute der Block VI befindet. Die Kleingärtner des letztgenannten Stücks wurden von den Mitgliedern des Hauptteils verächtlich „die Aussätzigen“ genannt, weil deren Gärten keineswegs befestigt waren und gepflegt erschienen, handelte es sich doch dort um Feldgärten ohne Wasseranschluss, ohne Einzäunung und ohne saubere Wege.
Aber noch vor 1960 wurde für die „Aussätzigen“ das Märchen vom Aschenputtel wahr. Die Stadt Köln nahm sich des Geländes an und gestaltete, nachdem allerdings ein Stück für ein Altersheim abgeschnitten worden war, eine wunderschöne Dauergartenanlage mit stabilen Einzäunungen, mit Wegen, die aus Formbetonsteinen gepflastert sind und auf denen Blumentröge stehen, und letztlich mit fließendem Wasser für jeden einzelnen Garten. Nun waren die ehemaligen „Aussätzigen“ zum Aushängeschild des Vereins avanciert. Die Gartenfreunde der Blöcke 1 bis 5 erstarrten jedoch keineswegs vor Neid. Sie nahmen, vom Elan des Vorsitzenden, Günter Ostendorf, angesteckt, ehrgeizige Pläne in Angriff: Errichtung eines Vereinshauses, Verlegung einer neuen Wasserleitung mit Anschlüssen für jeden einzelnen Garten – mussten sich bisher doch mehrere Gärten einen Wasseranschluss teilen – und Befestigung der Wege.
Das Vereinshaus, das mittlerweile schon etliche Veranstaltungen erlebt hat und auch an Vereinsmitglieder für private Feiern verpachtet wird, ist 1978 errichtet worden. Das Wasserleitungsprojekt konnte mit einem finanziellen Aufwand von 310.000,- DM – von den vielen tausen Arbeitsstunden der Eigenleistung abgesehen – durchgeführt werden.
Kleingärten –
von den Anfängen bis Heute
Weit verbreitet ist die Meinung, Dr. Schreber sei der Gründer der ersten Kleingärten, das ist jedoch ein Irrtum.
Die Geschichte der Kleingärten beginnt bereits im frühen 19. Jahrhundert in England. Im Zuge der industriellen Revolution zog es immer mehr Menschen aus den ländlichen Gebieten in die Stadt, dort lebten sie unter erbärmlichen Bedingungen. Um die Not ein wenig zu lindern, erließ 1819 die englische Regierung ein Gesetz, dass die Verpachtung von Land an Erwerbslose und Ortsarme regelt. Diese genaue Eingrenzung des Personenkreises – nur Erwerbslose und Ortsarme – zeigt die Absicht des Gesetzgebers, den Bedürftigen in ihrer wirtschaftlichen Notlage zu helfen, aber auch ihre Arbeitskraft zu erhalten. Etwas später, 1830 findet sich dieser Gedanke in den Städten Kiel und Flensburg wieder, die damals noch unter dänischer Herrschaft standen. Von hier aus verbreitete sich die Idee dann über Leipzig, Berlin nach Frankfurt am Main und von dort immer weiter. Deutschland war zu dieser Zeit geprägt von Kinderarbeit, 14 Stunden Arbeitstag und Nahrungsmittelknappheit. Aus den gleichen Gründen wie zuvor schon in England wurde billig Gartenland an Arbeiter verpachtet. Treffend nannte man diese Gärten dann „Armen- und Sozialgärten“. Als dann um 1870 die Wohnungsnot in den Städten zunehmend unerträglicher wurde bauten sich viele Parzellenpächter ein hölzernes Domizil, die ersten Lauben entstanden. Die Lauben kamen dann im und nach dem 2. Weltkrieg zu traurigen Ehren, denn in den ausgebomten Städten war der Wohnraum zerstört. In vielen Lauben hausten ganze Großfamilien (die letzte Bewohnerin unserer Anlage wohnte dort bis 1972 auf 9 qm zusammen mit ihrem Mann).
Diese Bedeutung haben die Kleingärten heute nicht mehr. Jetzt sind Menschen aller Einkommenschichten Pächter der begehrten Parzellen und die kleinen Gärten stehen hoch im Kurs, denn Gartenarbeit ist ein idealer Ausgleich für den stressgeplagten Menschen der heutigen Zeit und auch der Wert der biologischen Ernährung spielt eine gewichtige Rolle.
Allerdings profitieren nicht nur die Pächter, sondern auch alle Stadtbewohner von den Anlagen Speziell in Ballungsgebieten erfüllt die dichte Bepflanzung der Kleingärten wichtige ökologische/biologische Aufgaben. Man bedenke, eine Kleingartenanlage wie die unsere filtert mit ihren 276 Gärten und ca. 90.000 qm innerhalb von 12 Stunden ca, 8000 Kilogramm Kohlendioxid aus der Luft und erzeugt ca. 7500 Kilogramm Sauerstoff in der gleichen Zeit, was in Anbetracht der Umweltverschmutzung und sterbenden Wälder neben der sinnvollen Freizeitgestaltung ein überzeugender Grund für die Erhaltung und Erweiterung der Kleingartenidee ist.